Wie Ihr vielleicht schon wißt, liest Onkel Ho sehr viel - und wenn nicht, dann wißt Ihr's jetzt. Hier nun ein paar kleine Tips (online und in echt), damit Ihr von seiner Belesenheit profitieren könnt. Hier folgt als erstes Onkel Ho's diesjährige, sehr sachbuchdominierte Hitliste (Stand Okt. 2007):

1. Mary Gentle "Die letzte Schlacht der Orks"
Dieses Buch erzeugt Verwirrung, zumindest wenn man den Klischees des Fantasygenres allzu verhaftet ist und demzufolge eines der seit einigen Jahren branchenüblich gewordenen "Herr der Ringe"-Sequels erwartet. Wirft man diese Erwartungshaltung allerdings ab, liest es sich sehr vergnüglich, was die Heerscharen des Bösen (die Orks eben) so alles anrichten, nachdem sie im Hort eines von ihnen überwältigten Drachen ein modernes Waffenarsenal entdeckt hatten. Kampf-Agaku Ashnak gründet nämlich flugs die Ork-Marines und auf einmal sehen sich die Streiter des Lichts einer überlegenen Armee gegenüber, die mit Kampfhubschraubern und Panzern über die, im übrigen keineswegs als Lichtgestalten gezeichneten, Helden, Magier und Elfen herfallen. Wären nicht schon die ungezählten Tabubrüche (Zitat: "Und geben Sie mir noch eine Elfe, Sergeant. Die hier ist geplatzt.") ein unbedingter Grund zur Lektüre jener grotesken Kriegs- und Militarismussatire, so dürften die unverhohlenen Seitenhiebe gegen alles Kriegerische die letzten Zweifler überzeugen. Fantasy-Puristen sollten allerdings lieber ihre Finger von dem Buch lassen...
2.

Torsten Schulz "Boxhagener Platz"
Es ist der 7. Oktober 1968, Tag der Republik in der DDR. Holger (Aha, ein Namensvetter von Onkel Ho!) ist zwölf, als ein Mord Leben in den Kiez um den Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain bringt...
Amüsant zu lesendes Ostberliner Sittengemälde vor dem Hintergrund der 68er Studentenunruhen in Westberlin.

3.

Harry Thürk "Die Stunde der toten Augen"
Für Onkel Ho nach wie vor DAS Meisterwerk des Autors! Vor dem Hintergrund der zusammenbrechenden deutschen Ostfront wird eindringlich das Schicksal einer Gruppe deutscher Fallschirmjäger in einer Wehrmacht-Frontaufklärungskompanie der geschildert. Gedrillt, lautlos zu töten, operieren diese im Hinterland des Gegners und sind bereit, jeden Befehl auszuführen. Als einigen von ihnen dämmert, daß ihr zweifelhafter Heldenmut verbrecherischen Zwecken dient, ist es für sie bereits zu spät...

4.

Bodo Uhse "Söldner und Soldat"
Dieses Buch zeichnet anschaulich den Weg des jungen, deutschnational geprägten Journalisten Bodo Uhse vom Freikorps Oberland zu SA und NSDAP, wo er sich dem linkstendierenden Kreis um die Gebrüder Strasser anschloß. Uhse erlebte die so genannten "Kampfjahre der Bewegung" in ihrer Widersprüchlichkeit als Redakteur verschiedener nationalsozialistischer Kampfblätter in Bayern und Schleswig-Holstein, wo es dann - 1931 - schließlich zum Bruch mit Hitlers Gefolgsleuten kam. In schonungsloser Offenheit schildert der Ich-Erzähler seinen Werdegang vom Mitläufer zum Mittäter, der dann zum Zweifler an Hitler wird und endlich den Weg zu antifaschistischen Positionen findet. — Sollte zur Pflichtlektüre eines jeden mit den "Neuen Rechten" Sympathisierenden werden...

5.

Thomas Mann u.a. "Bruder Hitler"
Interessantes Dokument der zeitgenössischen Reflexion von Hitlers Person, Denkweise und Politikverständnis in Veröffentlichungen aus den Jahren 1931 bis 1942.

6.

Ryszard Kapuscinski "Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies"
Eine aufschlußreiche Sammlung spannend geschriebener Reportagen aus vier Jahrzehnten. Ryszard Kapuscinskis Reiseberichte aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa sind zeitlose Studien der Macht und literarische Meisterwerke zugleich, besonders lesenswert die Abschnitte über die "Paradoxe der Macht" und "Das sowjetische Imperium". Jeder Zeile merkt man den unbedingten Drang des Autors an, möglichst vom Brennpunkt des konkreten politischen Geschehens aus zu berichten, ohne dabei auf billige Effekthascherei aus zu sein. Seine Artikel offenbaren vielmehr immer eine tiefgehende Sachkenntnis der Gegebenheiten des Landes, über das er schreibt. Ein wunderbares Beispiel politisch engagierten, humanistisch geprägten Journalismus', der heutzutage selten geworden ist...

7.

Olivier Bernier "Ludwig XIV."
Frankreichs Sonnenkönig ist mehr als nur "L'état c'est moi!". Das wird bei der Lektüre dieses hervorragend recherchierten Zeit- und Charakterbildes überdeutlich, welche jedem zu empfehlen ist, der sich für die historische Persönlichkeit hinter der durch die Legende verklärten Fassade des Hochglanzmonarchen interessiert. Deutlich besser als vergleichbare Fernsehadaptionen!

8. Kathrin Kompisch/Frank Otto "Bestien des Boulevards"
Deutschlands Serienmörder im Spiegel der Boulevardpresse: In ihrer glänzend mit Fakten belegten Studie decken die Autoren anhand aufsehenerregender Kriminalfälle aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Mechanismen der medialen Vermarktung des Gesellschaftsphänomens Serienmord auf und zeigen anschaulich, wie es derart gelingt, den jeweiligen Täter einerseits zur öffentlichen Gruselfigur, ja zu einer Art Beelzebub einer säkularen Gesellschaft zu stilisieren, während andererseits fast schon Starkult um ihn betrieben wird. Neben der Wechselwirkung von Presseberichterstattung und öffentlicher Meinung wird auch eingehend auf die Rückwirkung der öffentlichen Meinungsmache auf die Strafverfolgungspraxis eingegangen und detailliert gezeigt, wie es zu deren inhumaner Deformation zu Zeiten des Dritten Reiches (Stichwort: Präventive Verbrechensbekämpfung und Euthanasie) kommen konnte. Aufschlußreich in dem Zusammenhang der ausgangs des Buches erörterte Fall des vermeintlichen Serienmörders Lüdke...
9.

Hans Pfeiffer "Der hippokratische Verrat"
Der 1998 verstorbene Nestor der ostdeutschen Kriminalliteratur legt hier anhand authentischer Fälle dar, was den Halbgott in Weiß zum Mordbuben werden läßt. Die Motive reichen dabei von durchaus edlen (aktive Sterbehilfe) bis zu überaus unedlen wie Besitzgier, Karrierismus und Rassenwahn, wie immer bei Pfeiffer mit einem deutlichen Schwerpunkt auf die gerichtsmedizinischen Aspekte der Fallaufklärung erzählt...

10.

Saul David "Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte"
Nun ist ja der Krieg schon von vornherein als Fehlschlag anderer, friedlicher Politikansätze zu werten. Was aber die Herren Strategen (Politiker und Militärs) so alles in den letzten 2000 Jahren aus Inkompetenz, Leichtsinn und Eitelkeit verzapft haben, paßt wirklich mitunter nicht auf die vielzitierte Kuhhaut. Saul David hat, beginnend bei den Eroberungszügen der Römer über die mittelalterlichen Kreuzzüge und die Materialschlachten des 1. Weltkriegs bis hin zu Falkland- und Golfkrieg in jüngster Vergangenheit militärische Fehlleistungen und ihre Gründe analysiert. Was dabei herausgekommen ist, liest sich für unsereinen mitunter recht amüsant, hängt unser Wohl und Wehe doch gottlob zur Zeit (noch) nicht ausschließlich vom gesunden Menschenverstand unserer so genannten Sicherheitsexperten ab...

...für Freunde der Chronologie folgt hier nochmal die Top-Ten von 2005 (die Daten von 2006 sind verschollen) und das war's dann auch mit den "realen" Buchtips. Für radikale Baumfreunde und Leute, denen das Schmökern in Wälzern aus Papier, Pappe und Leinen zu antiquiert ist, folgen unten noch ein paar Links zu "virtueller" Literatur...

Achtung! Bei Anklicken der hier aufgelisteten Links verlaßt Ihr den von Onkel Ho administrierten Bereich. Für die Inhalte der hier verlinkten Seiten ist Onkel Ho nicht verantwortlich. Wenn Euch nicht gefällt, was Ihr da findet - beschwert Euch bei denen...

(wegen irgendwelcher §§ ist es exorbitant wichtig, daß ich darauf hinweise, owohl ich's doof finde... Onkel Ho)

Tja, für alle Leidenschaften gibt's so etwas wie eine Initialzündung. Soweit es Onkel Ho's Leseleidenschaft betrifft, waren daran unbedingt das eine oder andere Jules Verne-Abenteuer beteiligt. Jemand, dem es wohl ähnlich ging, hat diese phantastische Seite fabriziert, die einfach kaum einen Wunsch offen läßt. Leider existiert zu Friedrich Gerstäcker nichts vergleichbares...
Das Harry Thürk Forum.
Zu Harry Thürk (t 2007) gilt mit leicht veränderten Vorzeichen (bei ihm Schwerpunkt Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts im Gegensatz zur Sience Fiction des 19. Jahrhunderts) das gleiche wie bei Verne: Ein Gefährte aus Jugendtagen...
Wenn es ein lebendes Vorbild für Onkel Ho's literarische Egotrips gibt, dann ist es Onkel Max. Schaut selbst...
Ho's Fast-Verleger Volly Tanner hat es nicht nur zum alternativen Literaturpapst und Ex-OB-Bewerber Leipzigs gebracht, er hat auch eine eigene Internet-Seite. Volly live bei einer seiner Lesungen zu erleben, ist aber nach wie vor die cleverste, weil unterhaltsamste Art, sich seinem Werk zu nähern...
(Ho ist immer noch stolz darauf, daß er ihn 1999 für eine derartige Veranstaltung im Wärmi gewinnen konnte)
Homepage von Kneipenlyrik in Leipzsch. Die regelmäßig veranstalteten Live-Lesungen hoffnungsvoller Nachwuchsschreiberlinge sind mittlerweile ein recht angesagtes Kultur-Event der Messestadt. Auch Onkel Ho durfte sich da schon produzieren...